Marxistischer Arbeitskreis

Unser Grundsatzpapier

Die Widersprüche in der kommunistischen Bewegung sind ein tiefes ideologisches Problem. Sie ergeben sich aus den Fehleinschätzungen in der Anwendung der Erkenntnisse des Marxismus/Leninismus und der daraus folgenden Uneinigkeiten über die Bewertung der politischen Situationen der Vergangenheit und auch der Gegenwart. Weiterhin haben sich revisionistische Anschauungen in den kommunistischen Parteien und Organisationen etabliert. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich.

Die ideologischen Widersprüche in der kommunistischen Bewegung betreffen nicht nur die aktuelle Einschätzung der konkreten Kriege, sondern reichen wesentlich tiefer bis hin zu den Grundlagen unserer Weltanschauung.

So wird nicht nur die marxistische Kapitalanalyse, sondern auch grundsätzlich der u.a. in „Das Elend der Philosophie“, „Die deutsche Ideologie“, dem „Anti-Dühring“ und speziell dem Vorwort von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ entwickelte dialektische Materialismus angegriffen.

Anstatt die materiellen Verhältnisse zu betrachten, werden häufig eine „falsche“ Politik oder bestimmte politische Idee wie z.B. der „Rüstungswahn“ und das Agieren von „Kriegstreibern“, also rein subjektive Vorstellungen als Ursachen für die Entwicklung der Verhältnisse behauptet. Der Versuch, damit die Welt zu begreifen, muss selbstverständlich scheitern. Der dialektische Materialismus nimmt hingegen die Wirklichkeit zum Ausgangspunkt, um aus der menschlichen Tätigkeit und deren Resultaten, also aus den wirklichen materiellen gesellschaftlichen Verhältnissen die von diesen produzierten gesellschaftlichen Erscheinungen zu begreifen.

Nur mit der bedingungslosen Durchsetzung des Marxismus/Leninismus in der politischen Arbeit können die Fehleinschätzungen überwunden werden und kann eine einheitliche Basis entstehen. 

Wir werden in der Zeitschrift offen-siv und auf anderen Kanälen eine sich aufbauende Serie anfangen, beginnend mit der Verteidigung des dialektischen Materialismus wollen wir dann die gegenwärtig diskutierten klassischen Themen der kommunistischen Bewegung wie die neuen Entwicklungen der imperialistischen Dynamik, die Kriege in der Ukraine und in Palästina, den deutschen Imperialismus, die Niederlage des sozialistischen Weltsystems usw. aufgreifen. Wir wollen dies aber nicht in der bisher praktizierten Form von einzelnen Artikeln zu einzelnen Themen, sondern alles im Zusammenhang entlang des „inneren Bandes“ (Marx), also entlang der Logik des Wertgesetzes und des Kapitals tun. Dabei sollen sowohl der logische Weg von der Ware zum Kapital von dort zum Imperialismus wie auch die an der Oberfläche sichtbaren Widersprüchen des Imperialismus, z.B. Ausbeutung, Krieg, Armut, Flucht, Umweltzerstörung und andere Themen in den Blick genommen werden und uns scheint zusätzlich ein Rekurs auf den Fetischcharakter der Ware sinnvoll zu sein, um die grundlegenden gesellschaftlichen Beziehungen, das „Alltagsbewusstsein“, also den psychischen Reflex des Kapitalismus, stärker in den Fokus zu nehmen.

Für unsere Arbeit stellen wir die folgenden Themen in den Mittelpunkt:

  1. Wir verteidigen den dialektischen Materialismus: Die materiellen Verhältnisse und die darin innewohnende Logik als Grundlage der Welterkenntnis. Das Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten in der Gesellschaftsanalyse und das Basis-Überbau-Modell als Struktur jeder Gesellschaftsformation.
  2. Der Warenfetisch und aktuelle gesellschaftliche Beispiele, die seine Auswirkungen zeigen: Konkurrenz, Mobbing, Ringen nach gesellschaftlicher Anerkennung, Isolation, psychische Krankheiten, Selbstmorde, …  
    Wir verweisen auf die allgemeingültigen Darstellungen in der Broschüre „Das Alltagsbewußtsein“ und die Beziehung zur Klassenlage. (Link: https://offen-siv.net/wp-content/uploads/2019/10/97-11.pdf)
  3. Der Imperialismusbegriff basiert auf der marxistischen Kapitalanalyse und der leninschen Imperialismustheorie. Daraus ist das gegenwärtige imperialistische Weltsystem zu entwickeln, so auch die Rolle des deutschen Imperialismus. Wir kritisieren die „Handvoll Räuber-These“ bezogen auf die heutige Zeit und auf dieser Grundlage stellen wir die gegenwärtigen Widersprüche in der Ukraine und Gaza dar. Dabei üben wir scharfe Kritik an der jeweiligen Unterstützung der Bourgeoisie durch Teile der kommunistischen Bewegung. Das verhält sich ähnlich wie die Burgfriedenpolitik der SPD im I. Weltkrieg. Wir verweisen auf unsere Palästina-Analyse.
  4. Die in der Ware angelegte Anarchie der Produktion als Ausgangspunkt für die auf der Welt sichtbaren Umweltschäden und die Unmöglichkeit, sie unter den Bedingungen dieser Anarchie zu beseitigen.  
  5. Interessensvertretung für die Arbeiterklasse als einzige revolutionäre Klasse. Verteidigung ihrer historischen Mission in der Überwindung des Kapitalismus und der Errichtung einer sozialistischen Ökonomie. Dabei ist es notwendig, die revolutionäre kommunistische Partei als höchste Organisation der Arbeiterklasse zu schaffen.
  6. Der Sozialismusbegriff als Vergesellschaftung der Produktionsmittel, welche auf Grundlage des allgemeinen Volkseigentums die Warenproduktion aufhebt und stattdessen planmäßig Gebrauchswerte produziert.
  7. Wir verteidigen das sozialistische Weltsystem, insbesondere die Sowjetunion und die DDR, den ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden.  
  8. Wir halten die Niederlagenanalyse für unverzichtbar: Einerseits die praktischen konterrevolutionären Schritte des modernen Revisionismus zum Abbau der Planwirtschaft in der Sowjetunion ab 1953 und andererseits die Behauptung der Existenzberechtigung der Warenproduktion „im Sozialismus“ als theoretische Ursache. Dabei verweisen wir auf aktuelle konterrevolutionäre Entwicklungen, wie jenen in Kuba.
  9. Wir kritisieren die Volksfrontpolitik, insbesondere in seiner gegenwärtig auftretenden Variante der strategischen Bündnispolitik mit dem Kleinbürgertum. Wir kritisieren die Folgethese, dass während des Aufbaus des Sozialismus privatwirtschaftlich-genossenschaftliches Eigentum gebildet werden soll. Verteidigung des Sozialismusbegriffs, des unabhängigen Klassenstandpunktes der Arbeiterklasse sowie der Diktatur des Proletariats. Wir verweisen auf die Volksfront-Broschüre der Zeitschrift offen-siv (Link: https://offen-siv.net/wp-content/uploads/2024/09/offensiv-7-2024-Jugendheft.pdf), die sich kritisch mit dem VII. Weltkongress befasst.
  10. Zum Umgang mit den Gewerkschaften: Wir unterstützen Streiks, um die Mehrwertschöpfung zu erschweren und das Klassenbewusstsein zu entwickeln. Gleichzeitig haben wir grundsätzliche Kritik an der reformistischen Ausrichtung der Gewerkschaften sowie der Gewerkschaftshierarchie und -bürokratie.

Marxistischer Arbeitskreis, den 28.01.2025